De mortuis

nihil nisi bene. Aber bei so viel Lob­hu­de­lei und Zustim­mung hät­te es dem  dahin­ge­schie­de­nen Alt­bun­des­kanz­ler Hel­mut Schmidt  ja in den Ohren geklun­gen. Recht wäre es ihm sicher nicht gewe­sen, im bes­ten und wahr­schein­li­chen Fal­le egal. Über sein Wir­ken als Elder Sta­tes­man ist mir nicht viel bekannt, als nicht Zeit-Leser, aber als Poli­ti­ker stand er für alles, was mei­ne Gene­ra­ti­on hoff­nungs­voll durch Wil­ly Brand für über­wun­den hielt.

Er war so sehr Preu­ße wie man es als Ham­bur­ger über­haupt sein kann. Mili­tä­risch geprägt, prag­ma­tisch, eine gro­ße Füh­rungs­per­sön­lich­keit sicher­lich, aber mit einem eigen­tüm­lich unkla­ren ethi­schen Hin­ter­grund. Macht und die Mäch­ti­gen waren ihm wich­tig. Auf jeden Fall Hen­ry Kis­sin­ger war er mehr zuge­neigt als Lech Wale­sa. Aner­ken­nung für sein poli­ti­sches Wir­ken ern­te­te er dafür, dass er — mit oder gegen sei­ne Par­tei oder Regie­rung — das durch­setz­te, was ihm in dem Moment für not­wen­dig erschien. Das Wort oppor­tun ver­mei­de ich aus Pie­tät. Im gro­ßen und gan­zen trifft das natür­lich auch auf den Amts­nach­fol­ger Hel­mut Kohl zu. Den­noch kön­nen wir drei Kreu­ze machen, dass das Schick­sal Kohl zum Wen­de­kanz­ler gemacht hat. Mit Hel­mut Schmidt, des­sen dür­fen wir gewiss sein, hät­te es kei­ne Wie­der­ver­ei­ni­gung gege­ben. Er hät­te drauf gedrun­gen, dass die DDR besen­rein an den Wes­ten über­ge­ben wird.

Also neh­men wir Abschied von dem letz­ten gro­ßen Ver­tre­ter einer Gene­ra­ti­on und eines Men­schen­schla­ges, der unser Land lan­ge geprägt hat. Wie oft, wenn man am Grab steht, ist bei­des vor­han­den, Trau­er und Erin­ne­run­gen, aber auch Erleich­te­rung, dass ein Weg, der am Ende vol­ler Mühe war, zu Ende geht.