8. Afghanische Kavaliere

30. August

Rolf und Cathe­ri­ne wecken uns zei­tig, denn unser Fah­rer will beim Kon­su­lat sein, sobald es sei­ne Pfor­ten öff­net. Auf der Fahrt dort­hin erklärt er uns, dass wir die Visa, gegen Zah­lung einer klei­nen, zusätz­li­chen „Gebühr”, auch heu­te noch bekom­men könn­ten. Aber die Aus­fer­ti­gung der für den Bus not­wen­di­gen Papie­re wer­de ohne­hin min­des­tens einen Tag in Anspruch neh­men, und dar­an wür­de auch kein Bak­schisch etwas ändern.

Nach­dem wir im Kon­su­lat alle Vor­dru­cke aus­ge­füllt haben, die uns ein schlecht gelaun­ter Schnurr­bart­trä­ger in zer­schlis­se­ner Uni­form vor die Nase knallt, und auch Rolf mit sei­nem Papier­krieg fer­tig ist, fah­ren wir zum Cam­ping­platz zurück.

Unter­wegs wird ein Stopp bei einer Rei­he von Lebens­mit­tel­ge­schäf­ten ein­ge­legt, deren Aus­la­gen über­quel­len vor kna­cki­gem Gemü­se in leuch­ten­den Farben.

Dar­ling, ich den­ke, es geht schnel­ler, wenn Ulli und ich das Ein­kau­fen erle­di­gen,” sagt Rolf zu Cathe­ri­ne. „Also – was sol­len wir holen?”

Bela­den mit Gemü­se aller Art, Fla­den­brot und Zie­gen­kä­se kom­men die bei­den Män­ner zurück, und auf dem Cam­ping­platz betei­li­gen sich alle Rei­sen­den an der Her­stel­lung einer gan­zen Wan­ne voll bun­ten Salats. End­lich gibt es mal wie­der etwas Fri­sches, nicht zu wei­cher Pam­pe Zerkochtes!

Wer will, kann jetzt natür­lich die Stadt besich­ti­gen,” erklärt Rolf, als wir papp­satt und zufrie­den im Kreis auf dem Rasen sitzen.

Aber ich sage euch eins: von der Sor­te ver­na­gel­te Holz­köp­pe, wie wir sie beim Ver­las­sen Tehe­rans erlebt haben, wim­melt es hier nur so. In Mas­had befin­det sich näm­lich das Grab­mal von irgend so einem beson­ders wich­ti­gen Imam, und des­halb pil­gern sämt­li­che beson­ders from­men Schii­ten aus dem gan­zen Land hier­her. Natür­lich auch die ganz beson­ders fana­tisch-aggres­si­ven, die zum Bei­spiel der Mei­nung sind, dass schon die Bli­cke von Ungläu­bi­gen ihre Moschee irgend­wie ent­wei­hen… Den Damen emp­feh­le ich wärms­tens, Sight­see­ing hier nur als Grup­pe – und nur mit Kopf­tuch – zu machen!”

Es zeigt sich, dass weder die Damen noch die Her­ren unse­rer Rei­se­grup­pe dar­an inter­es­siert sind, die Stadt Mas­had (ara­bisch: „Ort des Mär­ty­rers”) bes­ser ken­nen zu lernen.

Mei­ner Mei­nung nach ist das Bes­te an Mas­had die­ser Cam­ping­platz und die Tat­sa­che, dass die nächs­te Sta­ti­on die Gren­ze zu Afgha­ni­stan ist… Wir sind jetzt schon seit vier Tagen in Per­si­en, und mir per­sön­lich reicht das voll­kom­men,” bemerkt Anna, und alle nicken beifällig.

Wir ver­brin­gen den Rest des Tages auf dem idyl­li­schen Campingplatz.

Ich wasche mei­ne Haa­re und ein paar Klei­dungs­stü­cke, räu­me mal wie­der mei­nen Kof­fer auf und schrei­be Briefe.

Abends gibt den rest­li­chen Salat, Fla­den­brot und Zie­gen­kä­se. Rela­tiv zei­tig schlüp­fen wir in unse­re Schlaf­sä­cke, denn auch mor­gen früh wol­len wir unter den ers­ten Besu­chern des Afgha­ni­sche Kon­su­lats sein.