E6 Norwegen 1989

Unsere Rundfahrt Berlin - Warnemünde - Gedser - Mön - Kopenhagen - Helsingör - Helsingborg - Trelleborg - Saßnitz (Rügen) - Stralsund - Greifswald - Berlin (Map by Google)
Unse­re Rund­fahrt Däne­mark-Schwe­den und zurück

Mit mei­nem Freund und Stu­di­en­kol­le­gen Ste­fan hat­te ich im Herbst 1988 eine tol­le Motor­rad­tour gemacht. An einem ein­zi­gen Wochen­en­de waren wir mit der Fäh­re von War­ne­mün­de nach Gedser (Däne­mark) über­ge­setzt, hat­ten die Insel Mön besucht, hat­ten einen Stadt­bum­mel in Kopen­ha­gen gemacht und dort geschla­fen. Am nächs­ten Tag zogen wir dann wei­ter nach Nor­den, nach Hel­sin­gør. Spät Abends hat­ten wir die Fäh­re Hel­sing­borg genom­men und beka­men durch einen glück­li­chen Zufall einen Wohn­wa­gen auf einem Cam­ping­platz als Nachtquartier.

Am nächs­ten Tag durch­quer­ten wir Schwe­den von Hel­sing­borg nach Süd­wes­ten Rich­tung Trel­le­borg, wo wir auf die Fäh­re nach Saß­nitz auf Rügen fuh­ren. Abends kamen wir auf Rügen an und nah­men in Stral­sund die Fern­stra­ße 96 nach Berlin.

Noch in Stral­sund tra­fen wir zwei Mäd­chen, die drin­gend zurück in ihre Inter­nats­schu­le muss­ten. Die Schwal­be ihres Freun­des war aber offen­bar unter ihrem gemein­sa­men Gewicht zusa­men­ge­bro­chen und woll­te sich nicht wei­ter­be­we­gen. Also pack­ten Ste­fan und ich unse­re Hab­se­lig­kei­ten um, so dass jeder einen zusätz­li­chen Sitz­platz anbie­ten konn­te und wir lie­ßen die Mäd­chen auf­sit­zen. Nach allem was wir wuss­ten, war dies in höchs­ten Maß ver­bo­ten und es gab kei­nen Zwei­fel, dass wir die Nacht, wenn nicht viel län­ge­re Zeit in der Obhut der Volks­po­li­zei ver­brin­gen wür­den, wenn wir dabei erwischt würden.

Also mach­ten wir uns mit den Mäd­chen zügig aus dem Staub und kamen weni­ge Minu­ten spä­ter vor ihrer Schu­le an, wo zum Glück nie­mand zu sehen war. Sie stie­gen ab, hauch­ten uns einen Kuss auf die Wan­ge und ver­schwan­den im Dun­kel. Soweit schien alles gut gegan­gen zu sein. Aus frü­he­ren Erleb­nis­sen wuss­te ich aber, dass man am Aus­gang bezahlt und es sehr gut pas­sie­ren konn­te, dass man uns erst an der Grenz­kon­trol­le her­aus­fi­schen und zu den Vor­gän­gen befra­gen würde.

Die Fern­ver­kehrs­stra­ße 96 zieht sich hin, es war dun­kel und kalt und die Sicht war nicht gut, wir pas­sier­ten ein Dorf nach dem ande­ren. Alle lagen ver­las­sen im oran­gen Licht der Stra­ßen­lam­pen, das Klein­pflas­ter der Stra­ße glänz­te, bes­ten­falls bell­te uns mal ein Hund hinterher.

Die Auto­bahn erreich­ten wir erst am Ber­li­ner Ring. Am Abzweig Stol­pe stand ein Lada der VP, unbe­leuch­tet. Vor lau­ter Über­mut, end­lich mal ein biss­chen Gas zu geben zu kön­nen, braus­ten wir mit weit mehr als den erlaub­ten 100 Stun­den­ki­lo­me­tern an ihm vor­bei — kein Lebens­zei­chen auf Sei­ten der Volkspolizei.

An der Grenz­kon­trol­le wur­den wir ohne gro­ßes Zere­mo­ni­ell durch­ge­wun­ken. Mir fiel ein gro­ßer Stein von Her­zen, weil unse­re Hilfs­ak­ti­on in Stral­sund kei­ne schlim­men Fol­gen für uns gehabt hatte.

Inzwi­schen war es Mon­tag­mor­gen, wir hat­ten bei­de am glei­chen Tag eini­ges vor und trenn­ten uns, um noch eini­ge weni­ge Stun­den Schlaf zu bekom­men, bevor unse­re Pflich­ten uns wie­der an die Uni riefen.

In etwas mehr als zwei Tagen hat­ten wir viel gese­hen und viel Spaß gehabt, wir sind viel gefah­ren und haben net­te Leu­te getrof­fen, die uns hal­fen (mit dem Nacht­quar­tier im Wohn­wa­gen) und denen wir hel­fen konn­ten (den Mäd­chen mit der zusam­men­ge­bro­che­nen Schwal­be). Ich war begeis­tert von der Aus­beu­te und frag­te Ste­fan, ob wir nicht gemein­sam eine län­ge­re Rei­se mit dem Motor­rad machen wollten.

Wir plan­ten, im Som­mer 1989 zum Nord­kap zu fah­ren. Als es soweit war, stell­te sich her­aus, das es ein Pro­blem mit Ste­fans Urlaub gab — er hat­te kei­nen. Wor­an immer es lag, wir konn­ten nicht zusam­men fahren.

Ersatz gab es nicht so schnell. So kam es, dass ich irgend­wann im August 1989 ein paar Tage bei Freun­den ver­brach­te, die in Hirts­hals (Däne­mark) Urlaub mach­ten. Als sie abreis­ten, fuhr ich wei­ter nach Fre­de­riks­havn, was ganz in der Nähe liegt, und schiff­te mich mit mei­nem Motor­rad nach Oslo ein. Ich war nicht der ein­zi­ge Motor­rad­fah­rer auf der Über­fahrt, aber der ein­zi­ge, der allei­ne unter­wegs war.