31. Juli 1978 Auf Thassos

Schlag null Uhr Kaf­fee­pau­se mit guter Musik in Nis (Nisch).

Gun­ne: Etli­che Tür­ken­trans­por­te hal­ten hin­ter uns. Nur der Ers­te in der Kolon­ne hat die Augen auf, der Rest hängt schla­fend an der Stoß­stan­ge des Vor­der­man­nes, in die­sem Fall unglück­li­cher­wei­se an unse­rer. Gro­ßer Auf­ruhr, weil wir Rich­tung Grie­chen­land unter­wegs sind. „Hier nix Tür­ki­ye. Hier Yunanistan!”.

Dann run­ter vom Put, was durch­aus risi­ko­schmä­lernd wirkt, das jugo­sla­wi­sche Berg­land ist inter­es­sant, kur­ven­reich und schwarz mit gro­ßem Ster­nen­him­mel und flot­ter Musik. Drei Uhr Skop­je, vier Uhr Robert ans Steu­er, halb sie­ben die grie­chi­sche Gren­ze, die Uhren wer­den gestellt, und auf ein­mal ist es acht Uhr dreißig.

Durch die schar­fen Kur­ven erwacht auch der letz­te Bus-Bewoh­ner, plötz­lich eine Früh­stücks­pau­se. Der Tank­wart lotst uns aus man­geln­der Sprach­kennt­nis sofort in das Restau­rant sei­ner Mut­ter. Essen und Flie­gen. Dort beru­hi­gen wir unse­re Mägen erst ein­mal. Dem Hup­kon­zert der vor­bei­sau­sen­den LKW s zufol­ge scheint die Gast­stät­te beliebt zu sein.

Grie­chen­land, soweit wir es jetzt sehen, scheint sehr freund­lich, gemüt­lich, die Land­schaft sand­braun in allen Schat­tie­run­gen. ziem­lich karg, weni­ge Bäu­me, vie­le Esel. Um zwölf Uhr unser ers­tes grie­chi­sches Bad. Die Erfri­schung hält unge­fähr fünf Minu­ten vor.

Mit letz­ter Kraft errei­chen wir die Fäh­re nach Thas­sos, auf die unser Bus dank grie­chi­scher Sta­pel­kunst noch gequetscht wird. Ich wer­de in der Abla­ge hin­ten, wo ich sowie­so gera­de schla­fe, aus öko­no­mi­schen Grün­den (Fahr­kar­te spa­ren) mit einem Schlaf­sack zuge­deckt und darf mich nicht mehr rüh­ren. Eine hal­be Stun­de schmo­ren bei Sau­na-Tem­pe­ra­tu­ren, die Luft unter dem Schlaf­sack geht mir lang­sam aus, ich bin jeden­falls hell­wach und klatschnaß, als wir auf Thas­sos ankom­men. Auf der Hafen­mo­le bre­chen dann alle mehr oder weni­ger zusam­men. Ich stür­ze mich sofort ins Meer, Brü­di auf das nächs­te eßba­re Zeug, Gabi in das nächs­te Post­amt und die ande­ren mehr oder weni­ger ziel­los in der Gegend her­um. Alles ist so ziem­lich auf Tou­ris­mus abge­stellt, über­lau­fe­ne Geschäfts­stra­ßen, voll mit gut-Grie­chi­schem, ein abge­dräng­ter klei­ner Fischer­ha­fen mit blau-gelb-roten Fischer­boo­ten, vie­le Cafés, aber auch fried­li­che Sei­ten­stra­ßen mit mit Gemüse‑, vor allem Melo­nen­händ­lern, ver­schach­tel­te Höfe und dicke Griechinnen.

Neben unse­rem Bus stellt sich bald ein Mais­kol­ben­händ­ler auf. Ste­fan ist mit­ten auf der Hafen­mo­le ein­ge­schla­fen. Wir ande­ren set­zen uns im Kreis her­um und essen Melo­ne. Kurz bevor die Poli­zei auf­taucht, ent­schlie­ßen wir uns, doch einen ruhi­ge­ren Platz für die Nacht zu suchen, was sich als schwie­rig erweist. Um die Leu­te auf die viel zu teu­ren Cam­ping­plät­ze zu zwin­gen, hat man über­all „No Camping“-Schilder auf­ge­stellt oder, noch pfif­fi­ger, den ver­lo­cken­den Strand ein­ge­zäunt. Nach end­lo­sen Hol­per­we­gen stie­ßen wir dann doch auf eine ver­las­se­ne Haci­en­da, die wir uns rasch unter den Nagel ris­sen. Als ord­nungs­ge­mä­ße Besit­zer ver­schlos­sen wir auch das Tor, als wir im nächs­ten Ort zum Essen gin­gen. Echt grie­chisch wur­den wir dann auch sofort in die Küche gelotst, wo uns recht merk­wür­di­ge Gerü­che ent­ge­gen­schlu­gen. Brü­di wein­te bei dem Gedan­ken an die gelieb­te Cur­ry­bu­de zu Hau­se. Trotz­dem beka­men wir gutes, öli­ges Essen und Ret­si­na (das ist grie­chi­scher Harz­wein, schlecht, aber nach eini­ger Zeit gewöhnt man sich daran).

Wie­der auf der Haci­en­da, woll­ten wir doch nicht im Haus schla­fen, schlu­gen das Zelt auf dem Hof auf und schlie­fen zur Hälf­te im Bus, zur ande­ren Hälf­te im Zelt.

Wei­ter