18. August 1978 Athen

Lieb­li­ches Auf­wa­chen durch Auto­hu­pen, Gestank, lau­te Dudel­mu­sik und knal­len­de Son­ne, es ent­spricht genau den Anfor­de­run­gen an eine First-Class Cam­ping­platz. Mit zuge­hal­te­ner Nase kann man die

Gun­ne: … zugekotzten …

sani­tä­ren Ein­rich­tun­gen gut nut­zen (in der Nacht scheint eini­gen schlecht gewor­den zu sein, und nicht alle haben es bis zu Toi­let­te geschafft). Flucht­ar­tig ver­las­sen wir die­sen gast­li­chen Ort und stür­zen uns ins Flam­men­de Infer­no (Athen).

Der Bus wird auf einen klei­nen Park­platz an der Akro­po­lis gequetscht, und wei­ter geht es zu Fuß nach Oma­nia. Agis Lau­ne wird durch eine erst­klas­si­ge Toi­let­te in der Natio­nal­bank schlag­ar­tig ver­bes­sert. Wir wis­sen kaum noch, wie so etwas aus­sieht. Die Lau­ne der ande­ren ist nicht so rosig. Schnell fin­det man ein paar Mög­lich­kei­ten, sei­nen Unmut raus­zu­las­sen: Das gera­de ein­ge­nom­me­ne Milch­früh­stück, das von Gun­ne so beschwärm­te Wein­fest, Gun­ne selbst, Athen, die Hit­ze, Tou­ris­ten und Tou­ris­ten-Prei­se … selbst Agi als posi­ti­ver Mensch wet­tert eif­rig mit. Wäh­rend Gabi zwecks Auf­bes­se­rung ihrer Halb­bil­dung tap­fer auf die Akro­po­lis mar­schiert, ver­su­chen die ande­ren, auf einem schat­ti­gen Rasen­plätz­chen Urlaubs­stim­mung her­bei zu zau­bern, was sich aber als ver­geb­li­ches Unter­fan­gen her­aus­stellt. Ste­phan schläft trotz­dem, Gun­ne trot­tet durch die Pla­ka (Alt­stadt), Agi und ich schrei­ben End­los-Brie­fe. Danach schlep­pen auch wir uns durch die son­ni­ge, lebens­lus­ti­ge Alt­stadt, was uns fast die letz­ten Ner­ven kostet.

Nach­dem wir Agi und Brü­di ver­lo­ren und wie­der­ge­fun­den haben, der bes­te Laden (mit tol­lem Stoff) geschlos­sen hat, und die Suche nach dem Bus etwas ziel­los geht (kei­ner weiß so recht, wo wir ihn ver­steckt haben), Brü­di mit sei­ner Ver­dau­ung und alle mit der Hit­ze zu kämp­fen haben, sind wir ganz glück­lich, schließ­lich in der sagen­um­wo­be­nen Jugend­her­ber­ge zu lan­den, in der Gun­ne letz­tes Jahr gear­bei­tet hat: Ein ganz enges klei­nes Stadt­haus mit win­zi­gem Hof, mit viel Betrieb, – nach Gun­nes Aus­sa­ge – Unmas­sen von Unge­zie­fer und einer rie­si­gen Dach­ter­as­se, auf der vie­le Leu­te schla­fen, weil alle Zim­mer besetzt sind. Eine win­zi­ge, fast durch­ge­ros­te­te Wen­del­trep­pen führt aus dem Hof zum Dach. Agi und mir gefällt es sofort so gut, dass wir beschlie­ßen, die Nacht hier zu verbringen.

Die ande­ren wol­len ger­ne auf der Roll­bahn des Flug­plat­zes „schla­fen“, damit Gabi, die mor­gen nach Hau­se muss, ihr Flug­zeug nicht ver­passt. Erst ein­mal wird ein alter Spie­gel auf­ge­ga­belt, aus­ein­an­der­ge­nom­men, damit jeder etwas zu lesen hat, und die neu­es­ten Nach­rich­ten von deut­schen Jugend­her­bergs­in­sas­sen ange­hört. Die voll­kom­men über­flüs­si­ge Titel­ge­schich­te des „Spie­gel“: „Stress im Urlaub“ kann uns nicht so recht erhei­tern, da wis­sen wir unse­re eige­ne Geschich­te. Zum Abend­essen führt uns Gun­ne in sein Stamm­lo­kal vom letz­ten Jahr: Ein tol­les Gar­ten­lo­kal, wo wir natür­lich zum Wäh­len auch erst­mal in die Küche geschleppt wer­den. Mit unse­rem letz­ten grie­chi­schen Essen im Bauch zie­hen Agi und ich auf unser Zwi­schen­dach in der JH, wo wir uns zwei dün­ne Schaum­gum­mi-Matrat­zen gesi­chert haben, quat­schen noch ein biss­chen mit den ande­ren Deut­schen, wäh­rend die ande­ren zum Flug­platz ziehen.