29. August 1978 Fes, Marokko

Nach dem Auf­wa­chen wird erst­mal die Super-Anla­ge mon­tiert, dann geht es unter vol­ler Bedröh­nung – Son­ne, Musik – Rich­tung Fes.

Die Stra­ße ist gut, die Land­schaft karg. Manch­mal bebaut, meist mit Kan­na­bis. Ver­schlei­er­te Frau­en, Män­ner, Jun­gen mit voll­ge­pack­ten Eseln, klei­ne Lehm­hüt­ten­dör­fer, kah­le Ber­ge, aus­ge­trock­ne­te Flüs­se, hier ist die Zeit wirk­lich ste­hen­ge­blie­ben, so sieht es jeden­falls aus. An einem ver­las­se­nen fran­zö­sisch-spa­ni­schen Grenz­pos­ten, auf des­sen Mar­mor­bän­ken Jun­gen und Män­ner dösen, kön­nen wir eini­ge Bro­te und Cola erwer­ben, es reicht zu einem klei­nen Früh­stück. Unter brü­ten­der Hit­ze, manch­mal auch ohne Stra­ße, wo Gun­ne, der Wel­ten­bumm­ler natür­lich einen Cam­ping­platz wuss­te, wo wir uns für eine Mark am Tag unter eini­gen Bäu­men gleich häus­lich ein­rich­ten. Nach­dem wir ein­mal in den Swim­ming­pool gehopst sind, kom­men auch unse­re freund­li­chen Nach­barn, um uns zu einem Begrü­ßungs­joint ein­zu­la­den. Gun­ne und Robert kön­nen auch gleich bil­lig ein Rie­sen­pie­ce abstau­ben, weil unse­re Flip­pies sich wohl in der ers­ten Begeis­te­rung zuviel davon zuge­legt hatten.

Land­fein gemacht (Schlab­ber oder lan­ge Hosen) ging es schließ­lich ins sagen­um­wo­be­ne Fes. Unser Bus wur­de auf einem Park­platz depo­niert, und unter stän­di­ger Abweh­rung der „klei­nen Füh­rer durch die gro­ße Medi­na“ stürz­ten wir uns in eben die­se. Wäh­rend wir durch die Gas­sen eil­ten, glibsch­ten und rutsch­ten, ver­such­ten, Gun­ne nicht aus den Augen zu ver­lie­ren, dräng­te sich doch sehr das Mit­tel­al­ter auf: Drän­gen­de, schie­ben­de Mas­sen in engen Gas­sen, vie­le klei­ne Jun­gen, die über­all hin­durch­wu­seln, ab und zu ein majes­tä­tisch vor­bei­schrei­ten­der Esel; ver­schlei­er­te Frau­en, die hef­tig drauf­los plap­pern, immer wie­der klei­ne Füh­rer durch die gro­ße Medi­na und Hasch­an­bie­ter (meist die­sel­be Per­son). Für uns war das doch etwas ver­wir­rend, auch das häu­fi­ge Antat­schen irri­tier­te etwas, aber ver­such­ten tap­fer, uns den Lan­des­sit­ten anzu­pas­sen, mög­lichst unge­zwun­gen uns durch die Mas­sen und den Mist zu wühlen.

Schließ­lich lie­ßen wir uns erschöpft in den VW-Bus fal­len – erstaun­li­cher­wei­se rasch wie­der­ge­fun­den – und fuh­ren heim gen Cam­ping­platz zu einem guten deut­schen Abend­brot mit Brot und Wein­trau­ben. „Was ich noch zu sagen hät­te, dau­ert eine Ziga­ret­te und ein letz­tes Glas im Stehn.“ Gute Nacht, Freunde …